Drei Oberliga-Kicker aus dem Kreis reisen nach Brasilien

Drei Kicker aus dem Kreis Pinneberg auf dem Weg zur WM nach Brasllien: Jan-Henrik Kaetow (von links), Steffen Maaß, Daniel Brehmer am Hamburger Flughafen

Von Wolfgang Helm
Foto: Wolfgang Helm

Steffen Maaß, Daniel Brehmer und Jan-Henrik Kaetow leben ihren WM-Traum. Im Paket enthalten sind neben Tickets für Deutschlands erstes Gruppenspiel gegen Portugal Eintrittskarten für fünf weitere Partien.

Pinneberg Die Nation fiebert dem Montag, 16. Juni, entgegen. Bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien greift dann endlich die deutsche Mannschaft (gegen Portugal) ins Geschehen ein. Besucher aus dem Kreis Pinneberg sind live im Stadion von Salvador da Bahia (Arena Fonte Nova) dabei. „So solange wir noch jung und ungebunden sind, können wir das machen“, haben sich die befreundeten Oberliga-Kicker Steffen Maaß, Daniel Brehmer (VfL Pinneberg) und Jan-Henrik Kaetow (FC Elmshorn) gesagt, kräftig gespart und sich am vergangenen Montag, 9. Juni, vom Flughafen Fuhlsbüttel aus in das fast vierwöchige Abenteuer begeben. In Salvador stößt Brehmers Schulfreund Marko Kling, der in Chikago (USA) lebt und arbeitet, zur Gruppe dazu.

Der Wettlauf mit der Zeit und Millionen Interessenten begann am 20.August 2013. Maaß, 29, am liebsten Linksverteidiger, Brehmer, 34, früherer Spielmacher des SV Rugenbergen und des TuS Holstein Quickborn, und Defensiv-Allrounder Kaetow, 24, der jetzt zu Eintracht Norderstedt in die Regionalliga wechselt, zählten zu den Glücklichen, die in der ersten Verkaufsphase Tickets zugeteilt bekamen. „Der Server des Weltverbands Fifa ist in Deutschland zusammengebrochen. Aber Marko in Chikago kam durch“, erinnert sich Steffen Maaß an diesen turbulenten Tag. Im Paket enthalten sind neben Deutschlands erstem Gruppenspiel noch fünf weitere Partien. Von denen gönnten sich die Oberliga-Kicker Spanien gegen die Niederlande am 13. Juni. Auch das Duell der Schweiz mit Frankreich am 20. Juni weckt ihr Interesse. Am 24. Juni sehen sie im 800 Kilometer entfernten Recife ein wahrscheinlich entscheidendes Spiel der Brasilien-Gruppe mit Beteiligung von Kroatien und Mexico. Bei Ebay weit unter Preis gleich wieder verscherbelt wurden die Eintrittskarten für die Auseinandersetzungen zwischen der Elfenbeinküste und Japan sowie Bosnien-Herzegowina und dem Iran. Die personalisierten Tickets waren vermutlich nur noch für Sammler interessant. Steffen Maaß erklärt den Verzicht auf beide Partien. „Wir mussten ein bisschen wählerisch sein. Sonst wäre es zu viel Stress geworden.“

In der dritten Verkaufsphase ab dem 15. April dribbelte Daniel Brehmer erfolgreich durchs Internet und erwarb zusätzlich Karten für zwei Achtelfinal-Spiele am 28. Juni in Rio de Janeiro und am 1. Juli in Salvador. Wird Deutschland Gruppenzweiter, erleben die vier Freunde Jogis Jungs gegen den Sieger der Gruppe H (Belgien, Algerien, Südkorea, Russland) noch einmal in Aktion. Darf man mal fragen, was der Spaß bei Kartenpreisen zwischen 69 Euro (Gruppenspiele) bis 175 Euro in Rio (zweitbeste Kategorie) und den hohen Hotelpreisen gekostet hat? Steffen Maaß geht von Fixkosten zwischen 4000 und 5000 Euro für die gesamte Reise pro Person aus. Die Individual-Urlauber nahmen Unbequemlichkeiten auf sich, damit es nicht noch teurer wurde. Mit Zwischenlandungen sowie Wartezeiten in Lissabon und Belo Horizonte waren sie mit der portugiesischen Fluggesellschaft TAP 20 Stunden nach Salvador unterwegs. Fest gebucht sind schon Apartments in Salvador, Recife und Rio sowie Zimmer in zwei Strandresorts. Steffen Maaß freut sich nicht nur auf Fußball. sondern auch auf Strände wie aus dem Bilderbuch und türkisblaues Meer während der Fahrt mit dem Leihwagen von Salvador nach Recife. In Recife halten sich die Abenteurer aber nur zwei Nächte auf. „Die höchste Mordrate Brasiliens lädt nicht dazu ein, dort länger zu verweilen“, sagt Maaß. Die Ratschläge der Daheimgeblieben („Keine Wertsachen oder Markenklamotten zur Schau tragen. In einsamen Gegenden nachts nicht unbedingt an jeder Roten Ampel halten.“) nimmt das Quartett zwar ernst. „Doch ich war auch schon in vermeintlich gefährlichen Regionen Mexikos und in Süd-Afrikas. Mir ist nichts passiert“, wirft Daniel Brehmer ein.

Tim Vollmer gab sogar Entwarnung. „Hai-Attacken, Überfälle, Gelbfieber. Wenn ihr gewisse Vorsichtsmaßnahmen beachtet, ist alles halb so wild.“ Der Abwehrchef des VfL Pinneberg weilte 2013 als Mitarbeiter der Fifa beim Confed-Cup in Brasilien und ist auch bei der WM in Rio vor Ort. Steffen Maaß und Freunde hoffen auf ein Treffen 10. 000 Kilometer entfernt der Heimat. Trainer Michael Fischer bringt für die Abwesenheit beim Trainingsauftakt am 1. Juli Verständnis auf: „Eine WM in Brasilien, da geht nichts drüber.“ Das Fuhlsbütteler Flughafen-Personal schaute kritisch, als Maaß, Brehmer und Kaetow – nur für den Fotografen – im neuen Trikot der Nationalmannschaft zum Check In schritten. Dann aber wurde das Trio mit Fragen und Anmerkungen überschüttet: „Wohin fliegt ihr, welche Spiele besucht ihr? Toll, beneidenswert.“ Es gibt eine Menge zu erzählen, wenn die Fußball-Globetrotter am 3. Juli wieder in Hamburg eintreffen.

 

Wir bedanken uns beim Hamburger Abendblatt für die Bereitstellung dieses Artikels.